1. Rennen | Cup & Tourenwagentrophy                   22.-24. April 2016 Hockenheim                                     Preis der Stadt Stuttgart

Endlich war es wieder soweit. Endlich wieder stundenlanges vorbereiten des Fahrzeugs, endlich wieder packen, aufladen, wieder auspacken und von vorne. Endlich wieder leicht untermotorisiert und fast überladen die Kasseler Berge hoch und runter, mit überbreitem Anhänger versteht sich. Endlich wieder auf dem Standstreifen nach der Ursache für die plötzlich leuchtende Öllampe beim Wohnmobil suchen (FIAT!! UND - Wo sind eigentlich die Warnwesten?!). Endlich wieder auspacken, Zelt aufbauen und alles auf den letzten Drücker natürlich…. Kurz: Endlich wieder Motorsport.

 

Am Wochenende vom 22. – 24. April hieß es für uns den Saisonstart der Cup- und Tourenwagentrophy 2016 auf dem Hockenheimring in Angriff zu nehmen. Wir machten uns bereits am Donnerstag (21.04.) auf den Weg nach Baden-Württemberg, da wir den dort angesetzten Testtag nutzen wollten, um den TT noch einmal zu bewegen und unter anderem die neuen Bremsbeläge einzubremsen.


Marcus Gesell war schon vor Ort und hatte uns wie vereinbart einen Stellplatz neben dem nagelneuen Racetruck von Gesell Motorsport reserviert. Wir haben uns im Winter mit Marcus darauf verständigt, dass die Jungs von Gesell Motorsport unseren Audi TT während der Veranstaltungen mit betreuen werden. Auch Marcus wollte den Testtag nutzen, um den neu gebauten Motor in seinem Seat Leon Supercopa MK2 einzufahren. Allerdings steckte der Teamchef und Fahrer seit unserer Ankunft gegen Mittag kopfüber im halb auseinandergebauten Motorraum seines geliebten MK2 – kein gutes Zeichen. Der Motor wollte nicht wie Marcus „aber das sollte bald gehen“ meinte er.

 

Bei schönstem Wetter war es nun endlich soweit, Overall anziehen – Helm auf – angurten…oh man doch ganz schön aufgeregt. Kaum war die Boxengasse verlassen, der TT beschleunigt, wich die Aufregung der Erregung – ENDLICH WIEDER MOTORSPORT!!!
Die erste Runde fand allerdings ein jähes Ende, als ich Rauchentwicklung im Fahrzeug feststellte und direkt Kurs auf die Mannschaft in der Box nahm. Nachdem die Jungs von Gesell Motorsport nichts feststellen konnten, ging es weiter und so konnten noch einige Runden abgespult werden. Die Sitzposition war noch nicht optimal und so verbrachten wir den Rest des Abends damit , den Schalensitz und die 6-Punkt Gurte einige Male aus- und wieder einzubauen.

Um 23.00h hatten wir es dann für beide Fahrer zufriedenstellend eingestellt. Marcus war im Nachbarzelt noch immer am schrauben und hatte den Motor bereits zum dritten Mal wieder zusammengesetzt. Da um diese Uhrzeit üblicherweise Motorenruhe im Fahrerlager herrscht, musste der ersehnte Funktionstest auf den kommenden Morgen verschoben werden – zum fahren ist er allerdings nicht gekommen.

 

Am Samstag wurde es dann zum ersten Mal ernst für uns, da die beiden Zeittrainingsläufe zur Ermittlung des Startplatzes im Rennen auf dem Programm standen.

Nachdem wir noch einmal die Daten aus dem Vorjahr studiert hatten, waren wir uns sicher, wie wir das Fahrzeug hinsichtlich Luftdruck einstellen mussten, um die neuen Slick Reifen auf die benötigte Temperatur von 70 – 80 Grad zu bekommen. In diesem Fenster arbeiten die Pneus perfekt und bieten maximalen Grip.
Scheinbar hatten wir ein gutes Händchen, denn obwohl es mir kaum gelang, bei 50 genannten Fahrzeugen eine freie Runde zu erwischen, sprang am Ende ein sehr guter 5. Platz in der Gesamt- und sogar 1. Platz in der Klassenwertung heraus. Ich konnte sogar meine Bestzeit aus dem Vorjahr nochmal um knapp eine Sekunde unterbieten.

Nach einem kurzen Technikcheck am TT durch Bryan, Frank, Achim und Ronny von Gesell Motorsport, war Axel am Nachmittag mit dem Zeittraining für Rennen zwei an der Reihe. Dabei konnte er in der 30 minütigen Session einen zwölften Platz in der Gesamt- und starken 3. in der Klassenwertung herausfahren. Wir konnten also mit dem ersten „offiziellen“ Tag zufrieden sein und hatten eine gute Ausgangsposition für das morgige Rennen geschaffen.

Marcus – schraubte noch immer….inzwischen hatte sich Ronny auf den Weg vom Hockenheimring nach Bad Salzungen zur Teamzentrale gemacht, um den Vorjahresmotor zu holen, da es nicht gelingen wollte, das neue Aggregat zum Laufen zu bringen.
Als der Motor am späten Nachmittag eintraf, ging alles sehr schnell. Bryan und Marcus bauten den Motor in Rekordzeit, in den, inzwischen fast komplett zerlegten Seat ein. Die Mühe hatte sich gelohnt. Nach 20 Stunden (!) schrauben funktionierte alles einwandfrei – Hut ab, aufgeben gibt es bei Gesell Motorsport scheinbar nicht.

 

Samstag – Renntag. Schon morgens als der Wecker klingelte, verriet das Prasseln auf dem Wohnmobildach das es heute, wie im Wetterbericht angekündigt, keine Gefahr von Sonnenbrand geben würde. Zudem war es merklich kühler geworden und die Gespräche am Frühstückstisch drehten sich, na klar, um die Reifenwahl fürs Rennen.
Umso näher das Rennen kam, umso weniger regnete es und die Strecke wurde teilweise trocken. Der Rennbetrieb der anderen Serien hatte bereits begonnen und viel Zeit war nicht mehr bis unser Start bevorstand. Langsam mussten wir eine Entscheidung bzgl. der Reifen treffen. Nach kurzer Rücksprache im Team entschieden wir uns für Regenreifen, da Achim auf dem Regenradar weitere Regenwolken ausmachte.

Im Vorstart angekommen ging es nach kurzer Wartezeit hinter dem Safetycar auf die Strecke in die Startaufstellung und die Zweifel wuchsen, ich war zunehmend unsicher, ob wir mit der Reifenwahl tatsächlich richtig lagen. Mein Vater sagte mir via Funk, dass man auf keinen Fall mit Slicks fahren könne, was einige Kollegen im Feld scheinbar anders sahen und auf die profillosen Slickreifen setzten.

In der Einführungsrunde bestätigte sich dann, dass die Strecke mehr nasse als trockene Stellen aufwies, somit sollte ich zumindest in der ersten Rennhälfte die richtigen Reifen haben.
Das Feld erreichte am Ende der Einführungsrunde, im Formationsflug, durch das Safetycar noch einmal etwas runtergebremst die Sachskurve – Safetycar schert ein die Box – GRÜN – die Meute schoss in der Gicht auf die erste Kurve zu, ich hatte direkt einen Platz an Fabian Ehrle im Seat Supercopa verloren, der besser weg gekommen war. In Kurve 1, einer sehr schnellen Rechtskurve, wurde es gleich eng, neben mir kollidierten und drehten sich diverse Autos, neben dem Polesetter Sascha Faath (BMW M3 WTCC)war auch der Zweitplatzierte Kai Riebetz (BMW Z4 M C oupe) und Manfred Lewe (Seat Leon WTCC) in den Unfall verwickelt. Ich fuhr instinktiv innen durch und hatte Glück nicht getroffen zu werden. Fabian Ehrle hatte den Weg außen vorbei am Unfall gewählt und somit mehr Schwung auf die kurze Gerade mitgenommen. Andreas Sczepansky konnte sich im Porsche 996 Cup auch aus allen Rangeleien raus halten und sich direkt einige Wagenlängen absetzen. So ging es in die ersten Runden und der Blick in den Rückspiegel erleichterte mich, da ich einiges an Vorsprung auf meine Konkurrenten hatte. Die Strecke drohte im Verlauf weiter abzutrocknen, als es in Rund 5 endlich wieder zu regnen begann. Das Rennen verlief dann bei stärker werdendem Regen ziemlich ruhig, einzig bei den Überrundungen musste man ziemlich aufpassen. Die Fahrer der anderen Klassen machten, wie in der Cup- & Tourenwagentrophy üblich, alle fair Platz. Ich konnte mich Runde um Runde weiter an den Zweitplatzierten Fabian Ehrle heranarbeiten, bis das Safetycar auf die Strecke kam und das Feld hinter sich sammelte. Der Regen war inzwischen zu stark geworden und so wurde das Rennen kurze Zeit später hinter dem Safetycar beendet. Die Freude war riesengroß, damit hätten wir vor diesem Wochenende nicht gerechnet und so konnten wir zum ersten Mal die „große“ Siegerehrung für die Gesamtwertung, inklusive kurzem Interview mit Streckensprecher Jörg Henning genießen.

 

Marcus war nach all den Strapazen auch gestartet und steuerte den Seat mit Vorjahresmotor, in einem Husarenritt vom letzten auf den 5 (!!!) Gesamtrang. Das war nach all dem Ärger und der Mühe mehr als verdient.

 

Nachdem sich die Aufregung über das tolle Ergebnis wieder gelegt hatte, wuchs langsam wieder die Anspannung. Das Rennen meines Vaters Axel sollte noch den spannenden Abschluss des ersten Rennwochenendes bilden.
Die Wetterverhältnisse waren nun eindeutiger und so setzte das gesamte Feld auf Regenreifen. Axel kam am Start sehr gut weg und konnte direkt den vor ihm liegenden Porsche 996 Cup, von Andreas Klocke in der ersten Kurve innen überholen. Im weiteren Rennverlauf bekam Axel trotz weiter abtrocknender Strecke Probleme mit den Reifen, die nicht die gewünschte Temperatur und den damit einhergehenden benötigten Luftdruck erreichten. Axel hatte viel damit tun, den TT auf der Strecke zu halten und verlor so Position um Position. Nach einer besonders brenzligen Situation, ausgangs der Mercedes-Arena entschloss er sich, das Rennen ohne viel Risiko, zu Ende zu bringen. Nach dreizehn Runden wurde das Rennen mit der schwarzweiß karierten Flagge abgeschwenkt und Axel beendete es auf Rang 14 in der Gesamtwertung, was wiederum Platz 5 in der Klassenwertung bedeutete. Auch wenn Axel alles andere als zufrieden war, konnte er trotz der Schwierigkeiten wichtige Punkte für die Meisterschaft einfahren.

Am späten Nachmittag gab es dann noch einen Pokal für den 2. Platz in der Klassenwertung aus Rennen eins und eine unglaublich leckere Thüringer bei Gesell Motorsport.

 

Als nächstes macht der Cup- & Tourenwagen Tross in der Magdeburger Börde zum Preis der Stadt Magdeburg halt. Wir werden auch wieder dabei sein und freuen uns auf unser „Heimrennen“ im Motopark Oschersleben.

 

Endlich wieder Motorsport :-) viele Grüße

Jesco

Fotos - 1. Rennen | 22.-24. April 2016 Hockenheim - Preis der Stadt Stuttgart
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